Politiker beuten den Amoklauf aus! Medien vergessen jede Ethik, amoktwittern, provozieren neue Gewalttaten geradezu! Die Polizei und der Innenminister haben falsch informiert, gelogen! Die Waffenlobby tut unschuldig, wo man doch weiß, was das für gun nuts sind! Das Publikum ist sensationsgeil: seht nur die Einschaltquoten und Auflagenzahlen! Spiele-Fans haben den Blick für die Realität verloren, attackieren alle, die auch nur Gewaltspiele erwähnen! Die Spießer der Nation wollen mit dieser Tragödie das Rat der Zeit zurückdrehen!
Auf den Senkel gegangen
Auf nicht nachvollziehbaren Wegen bin ich auf den Artikel Technikärgernis Schnürsenkel gestoßen. Etwas low-tech, aber ich hab ihn doch gelesen. Und dann das:
Ich binde zum Beispiele meine Schuhe intuitiv so: Linker Schnürsenkel über den rechten, dann ein Überhandknoten, dann links eine Schlaufe und den rechten Riemen hinten herum um diese.
Das ist aber der perfekte Altweiberknoten – zweimal links statt einmal links und einmal rechts. Die Lösung ist ganz einfach: Beim ersten Knoten nicht den linken über den rechten Schnürsenkel legen, sondern umgekehrt.
Kurz zusammengefasst: Ich habe 25-ish Jahre lang meine Schuhe falsch gebunden, hab mich ungezählte Mal hinabgebeugt, um die Schleife festzuziehen oder den Knoten gleich neu zu beginnen. Und jetzt weiß ich, weshalb.
Sollte ich dankbar sein? Endlich fester sitzende Schnürsenkel? Weniger Bücken, kein Hinweis mehr „Dein Schuh ist offen“?
Oder wiegt das Wissen schwerer, etwas Jahrzehnte lang falsch gemacht zu haben. Kann ich einen Fakt täglich in mein Leben integrieren, den ich bei Spiegel Online gelesen habe?
Ich kann nicht aus meiner Haut: damn you, Konrad Lischka!!!!!!!!!!
Prophet Sodann
Peter Sodann hat keine Chance auf das Bundespräsidentenamt. Das weiß er, das wissen wir. Seine Aufgabe: Er soll für Stimmung sorgen. Ein paar realitätsferne Vorschläge, die an den Grundlagen der Gesellschaft rütteln – sofern sie denn jemand ernst nähme. Wir kennen das ja. Und so poltert er in Stammtischmanier gleich los, Ackermann gehört doch verhaftet. Jawohl!
Unverhoffte Unterstützung könnte er bekommen. Denn das FBI verschiebt grade mal wieder seinen Fokus:
The Federal Bureau of Investigation is struggling to find enough agents and resources to investigate criminal wrongdoing tied to the country’s economic crisis, according to current and former bureau officials.
The bureau slashed its criminal investigative work force to expand its national security role after the Sept. 11 attacks, shifting more than 1,800 agents, or nearly one-third of all agents in criminal programs, to terrorism and intelligence duties. Current and former officials say the cutbacks have left the bureau seriously exposed in investigating areas like white-collar crime, which has taken on urgent importance in recent weeks because of the nation’s economic woes.
The pressure on the F.B.I. has recently increased with the disclosure of criminal investigations into some of the largest players in the financial collapse, including Fannie Mae and Freddie Mac. The F.B.I. is planning to double the number of agents working financial crimes by reassigning several hundred agents amid a mood of national alarm.
Eine spannende Entwicklung: Die US-Regierung zieht Drittel verwandelt ein Drittel der Bundespolizei in einen Geheimdienst, der nur noch dann der Verfassung und dem Rechtsstaat verpflichtet ist, solange niemand „Terrorismus“ ruft. Und nun werden siese Leute auf die Jagd geschickt nach Kriminellen Maipulatoren.
Besonders diese Zitat stimmt bedenklich:
“To fix our system and prevent a repeat of the events we now see,” they wrote in a letter this month to Robert S. Mueller III, the F.B.I. director, “we have got to set an example by bringing the full might of federal law enforcement against the people who illegally profited or destroyed companies at the expense of our country.”
Es geht nicht um Kriminalität und Recht, es geht um nationale Interessen. Und da fallen ja bekanntlich viele Schranken.
Herr Ackermann muss sich keine Gedanken machen, in Guantanamo aufzuwachen. Wenn die Agenten jedoch die gleichen Methoden anwenden wie bei ihren Terrorermittlungen, dürften auf die Deutsche Bank ein paar sehr merkwürdige Geschäftsvorschläge zukommen. Und den Blackberries würde ich an ihrer Stelle nicht allzu viel Vertrauen schenken.
Neues aus GB
Erst letzte Woche hat ein Berater von Premierminister Gordon Brown bei einer Hard-Drive-Party eine Festplatte mit den Spielschulden des gesamten britischen Kabinetts verloren.
Wen würde es wundern?
Merkspruch (nicht nur für Blogger)
Wer kritische Fragen stellt, muss auch Antworten akzeptieren.
Word!
Ich bin ja kein Fan davon, anderer Leute Gedanken einfach so weiterzutragen. Immer krittle ich hier, schleife da, streiche dies und ergänze das. Lassen wir das Mal weg.
Gross in Mode scheinen Krawall-Blogs und Google Keyword-Spammer zu sein. Krawall-Blogs pusten mit ordentlich Schmackes banale Inhalts-Mücken zu einer Elefanten-Stampede auf, ein äquivalent zu dem was die Bild-Zeitung jeden Tag so treibt, nur ohne Titten-Bilder. Bei den Google Keyword-Spammern geht es nur vordergründig um Inhalte. Man findet sie häufig bei den SEO-Social Media Diensten, die ja so ganz anders sind wie das Vorbild in Amerika. Sie stellen dort meist wohlgeformte, gutleserliche Texte ein, die aber letztlich vor Allgemeinplätzen, Annahmen und Banalitäten nur so strotzen. Ihre wirkliche Aufgabe ist aber nicht den Leser zu gefallen, sondern einen gewichteten Mix aus Google Keywörtern aufzunehmen, damit sie gut gefunden werden und den Traffic hochtreiben. Mit Bloggen hat das imho wenig zu tun.
Eigentlich Wahnsinn
Auf die 3,5-Zoll-DD-Disketten meines Amiga 500 passten 880 Kilobyte. Hitachi bringt jetzt eine Festplatte mit einem Terabyte Kapazität heraus. Eigentlich Wahnsinn.
Einheitsdeutsche
Es gibt so ein paar Leute, die heute den Tag der Deutschen Einheit feiern. Ich hingegen gebe einen Toast aus auf den Einheitsdeutschen. Er ist nicht so pünktlich, aber auch nicht so borniert wie es sein Ruf ist. Und ab und zu lacht er – und man lacht sogar mit. Und in der BILD kann man alle Monate nachlesen, wie oft er Geschlechtsverkehr hat. Mit anderen Einheitsdeutschen. Oder anderen.