Pharmakologische Sensation: Homöpathie wirkt

Forscher sind erstaunt: In ausgiebigen Tests wurde das homöopathische Schlafmittel Esculapius Schnarchus eine bisher unbekannte Wirksamkeit nachgewiesen. Selbst Patienten, die über Monate nicht mehr als ein, zwei Stunden am Stück geschlafen haben, verfielen in einen tiefen Schlaf von mindestens acht Stunden.

Doch die Schulmedizin-Lobby weigert sich diese erstaunlichen Erfolge anzuerkennen. „Hier handelt es sich wie üblich um eine gehörige Mogelpackung“, erklärt Professor Dr Dr Dr Edgar Wiepenpiepen. Der Hersteller des Präparats liefere die Globuli in einer extrem großen Packung und fordere die Käufer auf, den Beipackzettel genau zu lesen, der entfaltet nicht weniger als fünf Quadratmeter messe. „Doch statt Risiken und Nebenwirkungen aufzulisten, enthält der Zettel eine ausführliche Beschreibung der Auseinandersetzungen über die Zukunft des Feuilletons und ein Kapitel eines Schwedenkrimis.“, erklärt Wiepenpiepen. „Da kann doch niemand mehr als 20 Zeilen lang die Augen aufhalten.“

Der Hersteller von Esculapius Schnarchus, der niedersächsische Mittelständler Knippknapp Supermittel, weist die Kritik zurück. „Dass unsere Globuli wirken, noch bevor sie der Kunde zu sich genommen hat, beweist nur die enorme Wirksamkeit unserer Mittel“, sagt Firmegründer Knippknapp. Seine Forschungsabteilung arbeite an weiteren Verdünnungstechniken, bei denen die Schlaf-Pillen im Nachbarraum verbleiben können, während dem Patienten das Abendprogramm von Sat1 im Fernsehen vorgespielt wird.

Proselyten

Jürgen Kuri hat einen interessanten Artikel über die notwendige Aufklärung im digitalen Zeitalter geschrieben.

Die ideologiegetränkten Debatten Internet-Versteher vs. Endzeit-Propheten unter gelegentlichen Einwürfen eines Internet-Ausdruckers vulgo: Internet-Nichtverstehers sind nur noch langweilig. Und letztlich selbstreferentiell – stehen doch auf beiden Seiten selbst ernannte Eliten, die den Mob lediglich als positiv besetztes oder schrecklich dräuendes Proselyten-Material ansehen. Der Mob schaut verwundert ob der Misse- oder Wundertaten, die ihm da zugeschrieben werden. Seiner Wege zu ziehen aber fällt ihm schwer: In dieser digitalen Welt fehlen allzu oft genau die Informationen, um die Entscheidung fällen zu können, welche Misse- oder Wundertat denn nun als nächstes zu vollbringen ist.

Für die Feuilleton-Nichtversteher eine kurze Erklärung: Die Proselyten sind die total Überzeugten, die dennoch nicht ganz verstanden haben, was der Kern der Sache ist. Diejenigen, die jedem ein Du hast das Internet nicht verstanden ins Gesicht schleudern, wenn sie mit einer Ansicht konfrontiert werden, die in Ihrem selbst gewählten Twitter-Umfeld sonst nicht gepflegt wird. Die ein Argument nicht von einer Ansicht unterscheiden können. Die zum Beispiel „Respekt vor dem Selbstmord“ fordern, da sie nicht verstehen, was simpler Anstand bedeutet aber irgendwo mal etwas von „Respekt“ und „Tod“ gehört haben.

Statt mentale Filter einzurichten, die Sinn von Unsinn, Banalität von Relevanz, Provokation von Argumentation trennen, ist es viel bequemer sich einen Filter nach dem Weltbild einzurichten. Es ist nicht wichtig, was genau jemand gesagt hat, wichtig ist zuerst die Haltung. Ist ein Artikel für oder gegen die Piratenpartei? Geht es um menschengemachte globale Erwärmung oder Klimaverschwörung? Ist Apple das Beste der Welt oder ihr Untergang? ARD == GEZ. Und die Politiker sind alle Gauner! Schublade auf, Denken ist optional.

Wenn man sieht, welche Links in Twitter ständig weitergereicht werden, was ganz oben auf der Linksuppe schwimmt, wird man wenig optimistisch. Denn wer geklickt werden will, sollte sich ins Extrem flüchten. Auf die größten Peinlichkeiten der Gegenseite zeigen und den Rest tunlichst ignorieren. Das ist nicht nur einfach, es will plötzlich auch jeder mitreden. Und ganz langsam ist das Extrem der Debatte dann der Konsens des eigenen Umfelds. Und mit den Leuten am anderen Ende der Debatte, da wollen wir erst gar nicht reden. Das sind Internetausdrucker, die sind einfach #fail.

Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit mit Jimmy Wales zu sprechen. Der schlug einen einfachen ersten Schritt auf dem Weg zu einer gesitteten Debatte vor:

Man darf nicht nur die Leute zurechtweisen, die anderer Meinung sind. Ab und zu sollte jeder sagen: Ich stimme Dir sachlich zu, aber Du solltest andere Leute nicht so anfahren. Es gibt aber kein Allheilmittel, kein Computerprogramm, das erregte Debatten findet. Im Wesentlichen müssten wir alle uns darum kümmern, eine gesittete Debatte zu führen.

Generation Twitter

Holger Kreitling hat sich für Welt.de hat Twitter, SMS und so als Generationenstreit vorgestellt:

„Lol“, sagte der Ältere mit jenem Tonfall, den er für cool und überlegen hält. „Lol“ ist ein bekannter Netzjargon und die Abkürzung für „Laughing out loud“, also lautes Lachen.

Der Analyse als solche kann ich kaum zustimmen, da sie doch etwas zu sehr auf dem Niveau einer Bill-Cosby-Folge über telefonierende Teenager verharrt und die Weiterentwicklung der Kommunikationswege gänzlich ignoriert. Aber der Text ist sehr amüsant geschrieben.