“Kann ich den Artikel vorher lesen?”

Eine der üblichen Horror-Fragen für Journalisten ist „Kann ich den Artikel vorher lesen?“ Die kurze Antwort ist schlicht „Nein, das ist leider nicht möglich“. Ich versuche hier mal eine längere Antwort zu formulieren.

Nein, leider kann ich Ihnen den Artikel nicht vorher zum Gegenlesen geben. Schon aus rein organisatorischen Gründen funktioniert das einfach nicht. Für einen einfachen Zeitungsartikel muss ich mit vier, fünf, manchmal sogar einem Dutzend Leuten sprechen: Pressesprecher, Fachleute, Behördenvertreter. Wenn ich von jedem das Einverständnis für das Endprodukt einholen müsste, könnte ich keinen Abgabetermin einhalten. Zudem ist es immer noch möglich, dass der Artikel nochmal kurz vor Redaktionsschluss geändert wird, weil sich eine unvorhergesehene Änderung im Layout ergeben hat.

Auch aus anderen Gründen verbietet es sich im unabhängigen Journalismus, Artikel vorher von anderen gegenlesen zu lassen. Denn der Inhalt der Artikel wird von der Redaktion bestimmt. Wenn Firmen genau wissen wollen, was am nächsten Tag in der Zeitung steht, müssen sie schon eine Anzeige schalten. Dann ist die Werbung schön deutlich gekennzeichnet als solche erkennbar. Der Leser weiß, wenn er eine Firmenverlautbarung liest. Für den restlichen Teil der Zeitung verlässt sich der Leser darauf, dass die Berichterstattung weitgehend unabhängig ist. Wo der Vorteil für Sie liegt? Nun: Nehmen Sie sich mal ihre eigene Firmenzeitung oder Unternehmensnewsletter vor und vergleichen Sie sie mal mit ihrer Lieblings-Zeitung. Wenn Sie zufällig nicht in der Firma arbeiten würden, welches Medium würden Sie vorziehen?

Ich recherchiere mit offenem Visier. Ich bin kein Paparazzo, ich arbeite weder für Boulevardzeitungen, noch für Anzeigenblätter. Wenn ich im Artikel Kritik an Ihnen oder ihrem Produkt aufnehmen will, dann sage ich Ihnen das am Telefon. Ich gebe Ihnen Gelegenheit, überlegt auf Kritikpunkte zu antworten, zu argumentieren. Dabei frage ich auch gerne nach, um auf den eigentlichen Punkt zu kommen. Mir liegt nichts daran, das eine schnelle Zitat von Ihnen zu erbeuten und es aus dem Zusammenhang zu reißen. Sie können meinen Namen googlen und werden einige Beispiele meiner Arbeit finden. Machen Sie sich ein Bild davon.

„Die gewählte Rufnummer ist uns nicht bekannt.“

Ich habe meinen Mobilfunkanbieter gewechselt. Eigentlich schon im Dezember. Ich bin in ein blau dekoriertes Geschäft in der größten Einkaufsstraße Kölns gegangen und wollte einen Vertrag abschließen. Ein junger gestresster Mensch füllte den Vertrag für mich aus, musste drei Mal im Back-Office um Rat fragen, um mir die Konditionen zuzusagen: keine Anschlussgebühr, keine Grundgebühr – und einen mitgebrachten Gutschein wollte er auch problemlos akzeoptieren. Wenn ich die Rufnummer behalten wollte, müsste ich das mit meinem alten Mobilfunkprovider klären.

So weit, so gut. Mein alter Mobilfunkanbieter teilte mir mit, wann meine Nummer zur Umstellung frei stehen würde, doch mein neuer Vertragspartner schweigt. Also nochmal auf ins blaue Mobilfunkgeschäft. Dort stellte man fest, dass ich überhaupt keinen Vertrag hatte. Ich hatte zwar ein unterschriebenes Vertragsformular, die Unterschrift kannte aber niemand, die Vorgangsnummer war nicht im Computer registriert und mein Name war nur im Computer weil ich mal 1999 nach Tarifen gefragt hatte.

Also den Vertrag neu aufgesetzt. Das mit Null Anschlussgebühr stimmte nicht, ich müsste schon 25 Euro zahlen. Und der Gutschein sei auch nicht mehr gültig. Warum ich von dem Verkäufer denn dann das zugesagt bekommen habe? „Das war wahrscheinlich ein Promoter, der unbedingt einen Vertrag abschließen wollte.“ Warum der Vertrag dann doch nicht im Computer gelandet sei? Ach, an irgendeinem Tag im Dezember sei der Computer abgestürzt uind alle Vertragsdaten von dem Tag seien gelöscht worden. Die Vertragsformularen seien wohl nach Nürnberg verschickt worden und dort wegen der falschen Versprechen abgelehnt worden. Warum man mich nicht davon informiert habe? Keine Ahnung. Immerhin: für meinen Ärger bekame ich zwei Einkaufsgutscheine über insgesamt 50 Euro für ein großes Kaufhaus in Köln.

Dann hatte ich noch ein Anliegen: Ob die Rufnummernportierung trotzdem klappt? Der Umstellungstermin sollte schließlich schon am nächsten Tag sein. Sicher, kein Problem – „Sie können noch heute mit dem Telefon telefonieren“. Nach der Vertragsunterzeichnung die Einschränkung: „Das Telefon kann drei Tage nicht erreichbar sein.“ Seitdem bekommen Anrufer auf meiner Mobilnummer die Ansage: „Die gewählte Rufnummer ist uns nicht bekannt.“ Drei Werktage nach dieser Versicherung rufe ich mal bei der Servicehotline an. Ich schildere das Problem und halte die ermutigende Antwort: „Was die im Shop erzählen, ist manchmal echt schlimm.“ Die Umstellung könne bis zu zehn Tagen dauern – ich habe aber Glück: bei mir dauere es bloß eine Woche.