Die BILD-Armee (eine kleine Polemik)

Empörung über den Militärisch-Guttenbergschen Komplex. Wie die Financial Times Deutschland meldet, bahnt sich eine lukrative Zusammenarbeit an:

Den Angaben des Ministeriums zufolge soll die Kampagne im März beginnen und bei den Zeitungen „Bild“ und „Bild am Sonntag“ sowie der Online-Ausgabe von „Bild“ laufen. Zu den Kosten machte das Ministerium noch keine Angaben.

Natürlich vermuten die Nicht-Fans des Barons im Ministerrang einen sinistren Zusammenhang: keine Zeitung stand dem Ehepaar Guttenberg so zur Seite wie BILD. Selbst Schwesterblatt Welt hat sich von den fadenscheinigen Ausflüchten zu den Plagiaten nicht wirklich beeindrucken lassen. Gibt es hier ein quid pro quo? Ich vermute keinen direkten Zusammenhang – aber es ist bemerkenswert instinktlos diese Pläne nun zu verkünden.

In der Debatte um die Wehrform hatten Gegner einer Berufsarmee vor einer Entwicklung der Bundeswehr zu einer Unterschichtenarmee gewarnt. Unter Verweis auf die Erfahrungen anderer Länder hieß es damals, ohne Wehrpflicht müsse die Truppe stärker auf Personal aus sozial schwachen Schichten und ohne andere berufliche Perspektive zurückgreifen.

Was den Empörten jedoch entgeht: Hier sollen BILD-Leser systematisch an Waffen ausgebildet werden. Es ist kein Geheimnis, dass RAF-Sympathisanten keine Terrorcamps in Pakistan aufsuchten, sondern sich gezielt bei der Bundeswehr an der Waffe schulen ließen. Eine Armee, die ihre staatsbürgerlichen Pflichten an Informationen ausrichtet, die sie aus BILD haben? Es braucht keine Volksaufstände in Nordafrika, um das beunruhigend zu finden.

Die Gelder für die Anwerbung für das Freiwillige Soziale Jahr, für die Ersatzdienste, die unseren prosperierenden Pflegesektor in Gang halten sollen, liegen bestimmt bei Guttenbergs Kabinettskollegin Kristina Schröder. Ich bin gespannt, welche Medienpartner sie findet.

Wie ich letztens gesehen habe, wird es nach den bemerkenswert folgenlosen Girls‘ Days in Zukunft auch Boys‘ Day geben. Der bundesweite Jungen-Zukunftstag, bei dem Fünftklässler Input zur Lebensplanung bekommen sollen. Ob hier die Bundeswehr auch ihre löchrigen Netze auswerfen wird?

Kaserne als Terrorcamp?

Vor kurzem hatte ich ja schon die Frage aufgeworfen, wie man die vielzitierten Terrorcamps von Rüstungsbetrieben und dem Grundwehrdienst trennen will. So weit her geholt war das nicht, wie jetzt unter anderem die Netzeitung berichtet:

Wie die Zeitung berichtet, wussten die Behörden seit 2003, dass S. in einer radikalen Islamistenszene im Raum Neunkirchen im Saarland verkehrt. Auch seinen Dienst bei der Bundeswehr in Saarlouis 2004 und 2005 habe S. anscheinend schon als radikaler Islamist geleistet.

Gleiche Terror-Vorschriften für alle

Bei der Tagesschau entdeckt:

Genauso unverständlich war für viele Soldaten, dass auch für sie die Regeln im internationalen Luftverkehr gelten. Etwa, dass für lange Flüge an den Hindukusch nur maximal 100 Milliliter Flüssigkeit mit an Bord genommen werden dürfen. Einen Bordservice gibt es aber bei der Luftwaffe nicht, hier serviert keine Stewardess Kaffee und kalte Getränke. Für die Soldaten hieß es also: durstig bleiben. Auf den bundeswehreigenen Flugplätzen habe man diese Regelung ausgesetzt, erklärt Kossendey. Sehr viele Transportflüge Richtung Afghanistan starten aber vom zivilen Flughafen Köln-Bonn – und dann gilt das Flüssigkeitsverbot wieder.

Ob die Bundeswehr ihre Soldaten auch mit Skymarshalls überwacht?