Wie Chip.de recherchiert

Vorhin habe ich mich schon über ein Artikel-Plagiat in dem Online-Angebot des Standard echauffiert, da kann ich doch gleich noch eine kleine Geschichte anschließen.

Der Kollege von Chip.de ist sich zum Beispiel nicht zu schade seiner Geschichte die Quelle hinzuzufügen: Er beginnt die Geschichte mit der Einleitung „Laut dem US-Magazin Wired….“ Klare Ansage. Wired hatte die Geschichte als erstes, also gebührt ihnen die Quellenangabe. Wobei: ein Link wäre nett.

Dann fährt er fort:

Zu jeder Änderung eines Artikels wird bei Wikipedia die IP-Adressen des Nutzers gespeichert und kann von jedem heruntergeladen werden. Griffith kombinierte diese Datenbank mit einer anderen, die bekannte IP-Adressen von Firmen und Institutionen, beinhaltet. Mithilfe des frei herunterladbaren Programms kann man nach bestimmten Organisationen suchen oder Artikel durchforsten.

So fand ein Nutzer heraus, dass ein Mitarbeiter der NSA den Artikel über seinen Arbeitgeber manipuliert hatte. Allerdings nur um die „National Softball Association“ zu ergänzen.

Wieder gewisse Ähnlichkeiten mit meinem Artikel bei Heise. Aber in diesem Fall bin ich sicher, dass das reiner Zufall ist. Denn dieser Satz verrät mir, dass der Kollege mit dem Kürzel hcz unmöglich meinen Artikel abgeschrieben haben kann, ihn wahrscheinlich nicht mal gelesen hat.

Mithilfe des frei herunterladbaren Programms kann man nach bestimmten Organisationen suchen oder Artikel durchforsten.

Hier hat der Autor klar Eigenleistung eingebracht: Er hat herausgefunden, dass man den Wikiscanner herunterladen kann und hat auch gleich diesen schönen Screenshot des Programms dazugepackt. Ich hingegen war davon ausgegangen, dass man den Scanner gar nicht herunterladen kann, da er nur eine Online-Applikation auf einer Webseite ist.

Es könnte natürlich auch sein, dass sich Kollege hcz nicht mal die Mühe gemacht hat, sich den Wiki-Scanner anzusehen und per Google den Screenshot eines ganz anderen Programms gefunden hat, das er dann ungeprüft zu „Griffiths Tool“ erklärte.

Dann müsste ich aber davon ausgehen, dass er meine Meldung schlicht in seine Textverarbeitung kopiert und flüchtig zusammengekürzt hat.

Wie derStandard.at recherchiert…

Wenn ich Meldungen auf Heise schreibe, tauchen die Themen selbstverständlich auch in anderen Medien auf. Kein Grund mich zu ärgern, die Fakten gehören mir ja schließlich nicht. Ich greife natürlich auch auf die Arbeit von Kollegen zu.

Wenn dann aber absatzweise ohne Quellennennung kopiert wird, ist das nicht besonders lustig. Man vergleiche.

Ich schrieb auf Heise:

Jede Änderung des Artikels wird permanent zusammen mit der IP-Adresse des Nutzers in der Wikipedia-Datenbank abgespeichert, die jederzeit online eingesehen oder sogar heruntergeladen und ausgewertet werden kann. Genau das hat der kalifornische Student und Sicherheits-Experte Virgil Griffith gemacht: Er kombinierte einen Dump der englischen Wikipedia mit einer Datenbank der registrierten IP-Adressen von Firmen und Institutionen.

Ein ungenannter Redakteur schrieb auf derstandard.at

Bei Wikipedia wird permanent jede Änderung in einem Artikel mit der IP-Adresse der NutzerInnen in der Wikipedia-Datenbank abgespeichert. Diese kann jederzeit online eingesehen oder sogar heruntergeladen und ausgewertet werden. Der US-Student und Sicherheits-Experte Virgil Griffith tat dies nun und kombinierte die gewonnenen Daten der englischsprachigen Wikipedia-Ausgabe mit einer Datenbank der registrierten IP-Adressen von Firmen und Institutionen.

Ich schrieb auf Heise:

Die Möglichkeiten des Wikiscanners sind vielfältig: So kann man gezielt nach IP-Adressbereichen von bestimmten Organisationen suchen und bekommt direkt angezeigt, wie viele Edits aus diesem Adressbereich in der Datenbank enthalten sind. Alternativ kann man auch direkt nach bestimmten Wikipedia-Artikeln suchen und bekommt eine Liste der IP-Adressbereiche, die an der Entstehung des Artikels beteiligt waren. Nutzer haben ebenfalls die Möglichkeit, freie IP-Bereiche zu definieren und so der Datenbank hinzuzufügen.

Ein ungenannter Redakteur schrieb auf derstandard.at

Man kann gezielt nach IP-Adressbereichen von bestimmten Organisationen suchen und erhält dann direkt angezeigt, wie viele Edits aus diesem Adressbereich in der Datenbank enthalten sind. Zudem kann man auch direkt nach bestimmten Wikipedia-Artikeln suchen und bekommt eine Liste der IP-Adressbereiche, die an der Entstehung des Artikels beteiligt waren, geliefert. NutzerInnen können auch freie IP-Bereiche definieren und so der Datenbank hinzuzufügen.

Ich schrieb auf Heise:

Die meisten Änderungen sind freilich harmlos. So hat offenbar ein Mitarbeiter des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA) tatsächlich den Artikel über die Abkürzung NSA geändert – allerdings nur, um die National Softball Association zu ergänzen. Kritischer schon der Edit eines Kollegen, der einen Verweis auf das Abhörprogramm Echelon aus einem anderen Artikel entfernte.

Ein ungenannter Redakteur schrieb auf derstandard.at

Laut Griffith sind zahlreiche Änderungen in der Online-Enzyklopädie durch Institutionen und Firmen aber harmlos. So hat etwa auch ein/e MitarbeiterIn des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency) den Artikel über die Abkürzung NSA geändert. Bei der Änderung handelte es sich allerdings nur darum den Artikel um die National Softball Association zu ergänzen. Dafür hat ein/e NSA-KollegIn einen Verweis auf das Abhörprogramm Echelon aus einem anderen Artikel entfernt – was wiederum weniger harmlos ist.

Hmm – hat Griffith das gesagt? Meines Wissens nicht, die Bewertung stammt von mir.