Über Linkkürzer

Gerade dank Twitter & Co sind Linkverkürzer grade sehr in Mode. Ein paar Fakten.

Solche Dienste sind ein Sicherheitsrisiko. Dank der Verkürzung erkennt der Internet-Surfer vorher meist nicht, wo er denn landet, und er weiß nicht ob die Daten nicht an anderer Stelle verändert wurden wie vor kurzem geschehen.

Welche Linkverkürzer in fünf Jahren noch online sind, ist höchst fraglich – gute und nachhaltige Geschäftsmodelle habe ich bisher nicht gesehen. Im besten Fall gehen die Links irgendwann ins Leere. Die Sage, dass das Internet nichts vergisst, ist bekanntlich Blödsinn – wie wir Menschen behält das Internet nur das, was ihm grade besonders interessant vorkommt – und auch davon nur die Hälfte. Wenn das große Tiny-Sterben einsetzt, helfen aber nicht einmal Google-Cache oder Archive.org, das Ergebnis wird eine rapide Internet-Demenz sein.

Auch Kurz-URLs brauchen Platz. Die Links, die TinyURL grade ausspuckt sind 25 Zeichen lang, das sind 17,8 Prozent eines Tweets. Bit.Ly kommt derzeit mit vergleichsweise schlanken 19 Zeichen aus.

Dabei lassen sich ellenlange URLs oft sehr einfach verkürzen. Zum hat zum Beispiel der oben erwähnte Link

http://www.heise.de/security/2-2-Millionen-URLs-bei-URL-Verkuerzerdienst-manipuliert–/news/meldung/140557

ganze 106 Zeichen. Ohne Zauberei wird aus der langen, sprechenden URL eine relativ kurze:

http://www.heise.de/security/news/meldung/140557

hat nur noch 48 Zeichen, führt zum gleichen Ziel und zeigt dem Nutzer auf den ersten Blick, wohin er denn klickt. Bei vielen langen URLs geht das ganz ähnlich. Session-IDs sollte man eh vor der Weitergabe an Dritte streichen.

Deshalb: Wer sinnlos Linkverkürzer einsetzt, denkt auch kürzer.

Alt und neu

Online-Archive haben einen Vor/Nachteil: hier sind jederzeit auch alte Artikel und damit auch alte Fehler verfügbar. Selbst wenn nicht etwas völlig schief geht kann man natürlich die Frage stellen: stimmt das noch?

Während die alte Print-Zeitung höchstens in einem Archiv hinmodert, ist die Online-Ausgabe immer frisch wie am ersten Tag. Muss man also ständig 50 Jahre nach Fehlern und Persönlichkeitsrechten durchsuchen, die mit Jahren plötzlich an Relevanz gewinnen?

Spiegel Online hat sich zu einem solchen Schritt entschieden. Nachdem an einem von vielen Medien immer wieder gerne zitierten Institut ernsthafte Zweifel aufkamen hat die Redaktion selbst recherchieren lassen und Artikel aus dem Archiv entfernt.

(via)

Der 50. Salto rückwärts

Das jetzt frei gegebene Spiegel-Archiv fördert solche kleinen Schätze wie den ersten Artikel von Henryk Broder für die Hamburger zu Tag. 1987 schrieb er über Erich Fried:

Sicher, Fried hat einige sehr gute Gedichte und eine Anzahl beachtlicher Epigramme, die er zu Gedichten zerdehnt hat, geschrieben. Aber kein Mensch würde einen Artisten, dem nur jeder 50. oder 100. Salto rückwärts gelingt, für einen großen Künstler halten.

Heute kann man die selbe Frage über Broder stellen. Doch wann gelang der letzte Salto rückwärts eigentlich? Vor 10 Jahren?