URLs kürzen, aber richtig

Wenn man auf Forenbeiträge, Artikel oder irgendeinen Output eines Content Management Systems verlinkt, sollte man einen Blick auf die URL werfen.

Eben habe ich zum Beispiel einen Beitrag aus dem Tagesschau-Forum verlinkt. Die Internetadresse, die ich aus der Adressezeile des Browsers kopiert habe, lautete

http://forum.tagesschau.de/showthread.php?s=1f9f5fe93edaf4862ddaea643ba0e364&t=25042

Kauderwelsch. Was soll man da rauslesen? Nun: In dieser URL werden zwei Daten angegeben, mit deren Hilfe der Servcer der Tagesschau den korrekten Forenbeitrag heraussucht: Der eine Parameter heißt s und ist in diesem Fall gleich 1f9f5fe93edaf4862ddaea643ba0e374. Der zweite Parameter heißt t und hat den Wert 25042.

Was macht mit dieser nervenaufreibenden Erkenntnis? Nun, man experimentiert ein wenig und stellt fest, dass man den Parameter s weglassen kann – und man kommt immer noch zum gleichen Forenbeitrag.

http://forum.tagesschau.de/showthread.php?t=25042

Der Parameter s wird also benutzt, um Daten an den Tagesschau-Server zu senden, die nicht zur Identifizierung des Forenbeitrags dienen. Im Gegenteil: sie betreffen den Nutzer, beziehungsweise seinen Browser. Das ist nicht unbedingt böser Wille, solche Session-IDs sind bei vielen Internetforen notwendig sind, um dem User die volle Funktionalität der Seite zu gewähren. So will man sich ja nicht nach jedem Klick neu identifizieren müssen.

Was passiert, wenn man die Session-ID einfach in einem Forenposting mit postet.? Im Normalfall wohl nichts. Allerdings wird der Forenserver mit einigen Daten zugemüllt, die er nicht brauchen kann und die er aussortieren muss. Manchmal enden die User auch auf einer Fehlerseite und bekommen den Inhalt gar nicht zu sehen, auf den der Blogger hinweisen wollte.

Nicht ganz so harmlos sind die Möglichkeiten des Usertrackings. Über solche Session-IDs und ähnliche Spielereien können Serverbesitzer recht viele Daten gewinnen: Wer hat wem welchen Link gegeben, auf welchen Link in welcher Mail hat der User geklickt, etc. Spammer nutzen dies sehr intensiv zur Erfolgskontrolle – wer den falschen Link anklickt, bekommt in Zukunft die dreifache Portion Spam. Aber auch normale Unternehmen nutzen dies, um ihre Werbemaßnahmen etwas zielgerichteter auf die Kaufrezeptoren der Kundschaft zu richten.

Deshalb: Entfernt bitte Session-IDs aus den Links, die Ihr postet.

Abmahn-Spenden-Abmahn-Automatik

Wenn ich ein böser Abmahnanwalt wäre, der einfach nur Geld von Ahnungslosen eintreiben will, die niemandem was Böses wollten und auch überhaupt keinen Schaden angerichtet haben…

…dann würde ich Blogger abmahnen. Denn kaum abgemahnt, sammeln die Blogger schon wieder Spenden und sorgen dafür, dass sich Abmahnen wieder lohnt.

Instant Messaging – was ist das?

Ein US-Abgeordneter wurde überführt sexuelle Botschaften an Teenager geschickt zu haben. Ein politischer Skandal und sicher nicht das, was eine Partei im Midterm-Wahlkampf braucht.

Doch wie hat er diese Nachrichten übermittelt?

Focus zum Beispiel schreibt:

Am Freitag war Mark Foley zurückgetreten, nachdem der Sender ABC berichtet hatte, der 52-Jährige aus Florida habe E-Mails und SMS mit Anspielungen auf Geschlechtsorgane

Auch Reuters Deutschland schreibt es:

In seiner ersten Reaktion auf die Affäre äußerte sich Bush am Dienstag schockiert über die SMS und E-Mails mit sexuellen Inhalten, die der Republikaner Mark Foley an Praktikanten des Kongress gesendet habe.

Der Stern bringt den Reuters-Bericht und macht es anschaulicher: Mit einem Agenturbild eines Handies über einem Laptop.

Stern Handy Symbolfoto

Der Schweizer Tagesanzeiger hat eine neue Variante:

Das inzwischen zurück getretene Mitglied des Repräsentantenhauses soll über Jahre hinweg sexuell anzügliche Botschaften per Internet und SMS an minderjährige Pagen des Kongresses in Washington geschickt haben.

Der US-Fernsehsender ABC, der die Affäre aufgedeckt hat, hat jedoch eine andere Version:

ABC News reported Friday that Foley also engaged in a series of sexually explicit instant messages with current and former pages, all male. In one message, ABC said, Foley wrote to one page, „Do I make you a little horny?“

Sprich: Der Abgeordnete Foley hat keine SMS, sondern Instant Messages verschickt. Aber die kennt ja keiner in Deutschland. Deswegen muss man das dringend umschreiben…

PS: die Redaktion von Spiegel Online hat einen Kollegen in New York die Meldung schreiben lassen – der bringt die Nachricht in diesem Punkt korrekt über den Atlantik und versorgt uns sogar mit der Abkürzung IM’s.

Tags darauf legte ABC News nach und veröffentlichte Instant Messages (IM’s), die dem Sender von „früheren Boten“ zugespielt worden seien. Foley habe dabei seine private AOL-Adresse „Maf54“ benutzt (Initialen plus Geburtsjahr). Foleys Anwalt David Roth hat die Authenzität dieser IM’s inzwischen bestätigt.

Der Pizzadienst der Zukunft

Bei welchem Pizzadienst würdet ihr einkaufen?

Pizzr.com

Web 2.0 bis zum Abwinken. Mit Ajax kannst du man deine eigene Pizza zusammenstellen. Über Social Tagging bekommst du Pizzafreunde zugeteilt, aus den vergangenen Bestellungen wird die nächste Empfehlung generiert. Über eine Datenbank kannst Du direkt in den Backprozess eingreifen. Die Pizzr-Map gibt genau Auskunft, wo sich der Pizzabote gerade befindet. Die Daten der Pizzafahrzeuge werden zu einer innerstädtischen Stauvorschau genutzt, parallel wird eine Trinkgeldkarte der Verbreitungsgebiete erstellt.

Fettbrikett.de

Die Pizza wird auf einige ursprüngliche Eigenschaften zurückgeführt: Pizza ist nicht nur Kulturträger, sondern vor allem ein lebenswichtiger Lieferant von heißem Fett. Das Essen hier ist standardisiert. Rucola, Spargelspitzen und Hähnchenstreifen? Vitamine gar? Vergiss es. Bei Fettbrikett gibt es Salami-Geschmack, die Schinkendröhnung und das Hackfleisch-Desaster. Ob wirklich Fleisch drin ist, ist unklar und nicht wirklich von Interesse, Doppelt Käse gibt es nicht, denn schon die Standard-Dosierung eines Fettbriketts verklebt die Aterien so effektiv, dass der Krankenversicherungsschutz gefährdet ist. Die Lieferung ist nicht unbedingt schnell, aber verlässlich. Denn die klapprigen Liefermopeds können zur Not mit den Fettbriketts angetrieben werden.

Einheitsdeutsche

Es gibt so ein paar Leute, die heute den Tag der Deutschen Einheit feiern. Ich hingegen gebe einen Toast aus auf den Einheitsdeutschen. Er ist nicht so pünktlich, aber auch nicht so borniert wie es sein Ruf ist. Und ab und zu lacht er – und man lacht sogar mit. Und in der BILD kann man alle Monate nachlesen, wie oft er Geschlechtsverkehr hat. Mit anderen Einheitsdeutschen. Oder anderen.

[kein deutsch]

Das deutschsprachige Blog des WLAN-Vermarkters Fon ist ein exzellentes Anschauungsexemplar für kleine und große Sünden der Unternehmenskommunikation und des Bloggens. Oder für Sünden der Kommunikation allgemein.

Heute habe ich zum Beispiel folgenden Eintrag gelesen:

Wie viele Deutsche sprechen [kein] Englisch?
Hallo FONeras und FONeros,

FON ist ein internationales Projekt. Unser webauftritt wird, successive, in vielen Sprachen erfolgen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie viele Menschen in Deutschland (bzw. im deutschsprachigen Raum) [kein] Englisch sprechen.
Webrecherchen, mit dem Ziel, verlässliche statistische Angaben zu erhalten, gestalten sich, bei genauerem Hinsehen, eher schwierig.

Daher die Frage an die community: „Wer kann mit sinnvollen [web]-Hinweisen dienen, um die genannte Fragestellung besser zu beantworten?“

Die Gegenfrage lautet für mich: wie viele corporate blogger können einfach kein Deutsch mehr?