Lets Play Call Of Duty Mobile.

Willkommen bei Call Of Duty Mobile. Ich bin noch neu in dem Geschäft, also verzeiht, wenn ich meinen Twitch-Channel in Textform abliefere. Und eine Einführung für Germanisten abgebe. Videospiele sind vielleicht nicht Shakespeare, aber… vielleicht doch.

Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? Sterben – schlafen –
spielen.

Wo könnte man das besser ergründen als in einem zünftigen Battle Royale? Tatsächlich ist jede Runde ein kleines Drama, mit Mut und Verrat, mit Schicksalsschlägen und unerwarteten Wenden.

Keine Bange, ich kann spielen. Level 150, ich bin in den Top 5 Prozent der Spieler weltweit. Denn es gibt nur eine Liga für alle. Dabei war ich nie ein Gamer, und ich werde wohl auch nie einer werden. Aber spielt für ein paar Wochen einmal am Tag und ihr könnt die meisten besiegen.

Dazu gehören ein paar Punkte:

1. Besorgt Euch einen guten Kopfhörer

Call Of Duty ist zwar ein First Person Shooter, aber der Blickwinkel auf einem Handydisplay ist naturgemäß minimal. Statt den Gegner von weitem zu sehen, nimmt man ihn meist über sein Schrittgeräusch zuerst wahr. Wenn ihr keinen Kopfhörer oder noch schlimmer laute Musik laufen lasst, seht ihr die Gegner erst, wenn sie Euch die erste Salve in den virtuellen Leib gejagt haben. Und mehr als 20, 30 Schuss überlebt man nicht ohne eine 10 Sekündige Behandlung durch einen Teamkameraden. Wie ihr seht: Realismus wird hier groß geschrieben. Es muss kein 200-Euro-Gamer-Kopfhörer mit 5 Dimensionen sein. Aber es sollte ein Kopfhörer sein, der Euch in die Gamewelt eintauchen lässt, ohne dass ihr den Kühlschrank rattern hört. Schlichte Lautstärke hilft da nicht.

2. Guckt zu

Ein richtiger Gamer braucht nicht lange, um sich mit einem neuen Spiel auseinanderzusetzen. Alle Steuerungskonzepte sind bekannt und da die meisten Games auf wenigen Game-Engines basieren ist sogar die Optik sehr ähnlich. Wer kein Gamer ist, kann etwas Hilfe gebrauchen. Call Of Duty Mobile hat wie eigentlich alle Spiele der Kategorie die Möglichkeit, anderen Spielern beim Spielen zuzusehen — entweder weil man im Teammodus grade gestorben ist oder man sich mit anderen Spielern verknüpft hat. Das kann durchaus lehrreich sein. Welche der Waffen ist für welche Einsätze geeignet? Wo finde ich wohl die besten Extras, wenn ich an einer bestimmten Ecke der Map gelandet bin? Aber auch: Wie gut spielt man mit anderen Spielern zusammen? Wer keine Freunde in CoDM findet, kann sich auch einfach auf Twitch einen entsprechenden Kanal suchen.

3. Sucht Mitspieler

Was bei Call Of Duty Mobile klasse ist: Es gibt einen schier unerschöpflichen Vorrat an Mitspielern. Man kann sich zu jeder Tages- und Nachtzeit einloggen und innerhalb von einer Minute stehen 98 andere Spieler für eine Battle Royale-Runde zur Verfügung. Noch besser: Die meisten der Spieler sind nicht besonders gut, nicht konzentriert oder sogar gönnerhaft, so dass ein Anfänger immer die Gelegenheit hat, Siege zu erringen.

Die Schattenseite daran: Wer über die normale Team-Zuteilung spielt, hat immer auch Mitspieler, die nicht gut, nicht konzentriert sind oder den Gegnern mal eben eine Partie schenken. Es gibt zwar einen Sprachchat — aber es ist unwahrscheinlich, dass man die gleiche Sprache spricht. Die Single Serving Friends — man erinnert sich vielleicht an die Szene in Fight Club — sind bemerkenswert unzuverlässig. Viele steigen plötzlich mitten in der Partie aus oder haben eine so schlechte Internetverbindung, dass ihre Spielfigur plötzlich minutenlang einfriert. Neulich hat ein Mitspieler den Hubschrauber abgeschossen, in dem grade drei Teamkameraden saßen. Die Runde ging nicht gut für uns aus.

Man kann sich Facebook-Freunde einladen (was ich nie tun würde), man kann sich mit der rudimentären Clan-Funktion rumschlagen oder man kann sich Leute aus Zufallsspielen zusammensuchen. Besser ist es auf jeden Fall, wenn man ein paar Mitspieler hat, die einen nicht an jeder Ecke hängen lassen und bei denen man weiß, was die von einem erwarten.

4. Widersteht Free-to-Play

Call Of Duty Mobile ist eigentlich kostenfrei, aber an jeder Ecke versucht man euch etwas zu verkaufen. Wenn ihr damit nicht klarkommt, dann ist das Spiel nichts für Euch. Ihr müsst nicht nichts ausgeben. Aber wenn ihr 80 Euro in Digitalen Mist investiert habt, dann habt ihr sicher überbezahlt.

5. Respektiert den Flow

Call Of Duty ist bemerkenswert gut perfektioniert, um den Spieler zu binden. Eine Spielrunde dauert exakt so lange, wie man mal eben entbehren kann. Die Spülmaschine braucht noch 10 Minuten? Schnell eine Runde spielen. Der bohrende Nachbar hindert Euch am arbeiten? Schnell eine Runde spielen. Und wenn Ihr zu einer zweiten, dritten, vierten Runde eingeladen werdet — wer kann das schon ablehnen? Ihr könnt. Wenn ihr damit nicht klarkommt und ihr nicht abschalten könnt, ist das Spiel nicht für Euch. Und spielt nicht, wenn eine Kochplatte an ist. Denn ein Wohnungsbrand ist das letzte, was derzeit gebraucht wird.

6. Kommuniziert

Selbst wenn der Sprach-Chat nicht funktioniert, weil niemand in Eurem Team eine gleiche Sprache spricht — versucht zu kommunizieren. Etwa, wo man am besten beim Battle Royale abspringen könnte. wo ihr Feinde gesichtet habt. Oder wann es Zeit ist aufzubrechen, bevor Euch die Todeszone aufholt. Wenn ein Dialog in Gang kommt, haben es Eure Mitspieler schwerer, Euch einfach liegen zu lassen, wenn ihr verwundet seid. Und wenn teams zusammenhalten, landen sie fast immer auf den oberen Plätzen. Winner? Winner!

Der Coronische Imperativ

Der Ende der ersten Phase der Pandemie ist in Deutschland erreicht: Die Zahlen stagnieren zumindest für eine Weile, viele Beschränkungen werden wieder aufgehoben. Die schlechte Nachricht: Auch wenn wir das Virus nun halbwegs unter Kontrolle zu haben scheinen, ist es nicht verschwunden und wird sich auf Dauer bei uns halten. Phase 2 beginnt. Sie stellt keineswegs das Ende der Krise dar. Auch wenn nur von Lockerungen die Rede ist: Ein Bündel an Maßnahmen wird durch ein anderes Bündel an Maßnahmen ersetzt. Die zweite Phase wird nicht unbedingt leichter als die erste.

Es besteht kein Zweifel: Die neuen Maßnahmen sind den alten Verboten vorzuziehen. Menschen brauchen einander. Es ist wichtig für unsere physische und psychische Gesundheit, dass wir tatsächlich andere Menschen treffen können. Und damit weiter Gehälter ausgezahlt werden und Nahrung auf den Tisch kommt, brauchen wir wirtschaftliche Betätigung.

Das Virus ist nicht gerecht

Damit das auf lange Frist funktionieren kann, brauchen wir jedoch neue Maßnahmen, die oft genug ungerecht erscheinen mögen. Nicht jedes Restaurant hat eine riesige Terrasse, auf der Gäste mit gebotenem Abstand bedient werden können. Wer auf vollbepackte Clubs als Publikum angewiesen ist, wird dies auf absehbare Zeit nicht können. Die Kinderbetreuung stellt insbesondere die vor große Probleme, die ohnehin schon benachteiligt waren.

Für berechtigte Frustration sorgt, wenn Leute diese Maßnahmen auf keinen gemeinsamen Nenner bringen können, wenn sie wie Willkür erscheinen. Warum darf die Bundesliga Millionen verdienen, wenn ich um meine schiere Existenz bangen muss? Warum soll ein Möbelgeschäft eher eröffnen dürfen als ein dringend benötigter Kindergarten? Warum gab es die 800-Quadratmeter-Grenze für Geschäfte und warum wurde sie wieder abgeschafft? Sprich: Wenn wir unsere Lebensweise opfern, sollten die Maßnahmen konsistent und so gut begründet sein, wie es unter dem Umständen geht.

Die Maßnahmen der ersten Phase waren zweifellos Panikreaktionen des Staates. Niemand wusste genug über die Verbreitungsmethode der neuen Krankheit. Also zogen die staatlichen Behörden die Register, die sie bereits kannten: geschlossene Grenzen, Betriebsstilllegungen, geschlossene Schulen. Und einige neue Maßnahmen: Kontaktverbote, Maskenpflicht, Isolation von Pflegeheimen. Welche Maßnahme wie viel genau zur Verringerung der Fallzahlen beigetragen hat, lässt sich kaum auseinanderdividieren. Eine lebendige Gesellschaft ist kein Laborexperiment. Effekte zeigen sich manchmal mit deutlicher Verzögerung, manchmal gehen sie im Echo anderer Maßnahmen unter.

Noch immer wissen die Experten zu wenig darüber, wo und wie genau sich die aktuell Infizierten angesteckt haben. Statt klarer Anweisungen mit Erfolgsgarantie gibt es daher eher nur Richtlinien: Wo immer es geht, sollte man Abstand von anderen halten. Wenn es nötig ist, in den Ellenbogen husten. Und die Kontakte reduzieren, so weit es geht.

Immanuel Kant formulierte einst den Kategorischen Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Der Satz geht davon aus, dass wir die gesellschaftlichen Folgen unseres Handelns so umfassend beobachten und begreifen können, dass wir eine informierte Entscheidung treffen können, was gut und was schlecht sein mag. In unserer kreuz und quer vernetzten Gesellschaft ist das schwieriger als je zuvor.

Einsicht benötigt Erklärungen

Deshalb sind die Regierungen gefordert, den Sinn der von ihnen verhängten Maßnahmen besser und dauerhafter zu erklären, so dass sie nicht vom nun erlaubten Verhalten ad absurdum geführt werden. Zum Beispiel: Ein zentraler Unterschied zwischen COVID-19 und einer Virusgrippe ist die lange symptomfreie Zeit, in dem Infizierte ansteckend sein können. Für jeden Einzelnen heißt das: Selbst wer sich absolut gesund fühlt, muss davon ausgehen, mit einer gewissen — zur Zeit kleinen – Wahrscheinlichkeit erkrankt zu sein. Und damit andere zu gefährden.

Die überall herumgereichten und analysierten Statistiken liefern hingegen nur eine binäre Sicht der Dinge. Ein einmal positiv getesteter Patient ist nach gewisser Zeit entweder tot oder wird in die Kategorie „Genesene“ einsortiert. Aber auch Menschen die nicht in der Intensivstation an Beamtmungsmaschinen landen, berichten von einer ernsthaften Erkrankung. Wie viele Langzeitschäden davontragen ist noch ungeklärt. Der Coronische Imperativ lautete daher in etwa so: „Handle immer so, als könntest Du durch Unachtsamkeit Deiner ganzen Familie und Deinen Freunden eine schwere Lungenentzündung verpassen.“

Die Strategie des Staates ist es, Infektionen möglichst schnell zu identifizieren und zu isolieren. Selbst wer mit keinem schweren Krankheitsverlauf rechnet, wird in den kommenden Monaten mit zunehmend scharfen Reaktionen der Gesundheitsämtern und anderer Behörden rechnen müssen. Vor wenigen Wochen konnten sie unmöglich jede Kontaktperson der Infizierten ausfindig machen. Tests und Quarantänen waren auf Eigeninitiative der Betroffenen angewiesen.

In Phase 2 werden Behörden hier jedoch die Handlungsmacht übernehmen. Auch wer schließlich nicht erkrankt, wird Folgen spüren: Zunehmend strenge Isolierungen, lästige bis schmerzhafte Tests und damit verbunden auch eine gesellschaftliche Ächtung. Zugleich hat eine enorme Datensammelei begonnen: Wer eine Kirche besuchen will oder in einem Restaurant eine Pizza essen will, soll Namen und Telefonnummern hinterlassen, um im Fall der Fälle erreichbar zu sein. Die viel diskutierte Tracing-App kann solche Maßnahmen nicht ersetzen.

Der Staat als Gemeinschaft

Wer tagtäglich Infektions- und Testzahlen studiert und die Berechnung der Reproduktionszahlen nachvollziehen will, sollte auch einen Blick auf einen ganz anderen Wert werfen: Wie weit ist der Ausbau der Gesundheitsämter, der neuen Infrastruktur zur Verfolgung und Isolierung von COVID 19 gediehen? Denn an diesem Ausbau hängt es, ob eine Handvoll „Superspreader“ die Bemühungen der vergangenen Wochen wieder zunichte machen kann. So hat ein einziger Erkrankter ausgereicht, um eine Infektionswelle in Südkorea in Gang zu setzen, die bis zu 2000 Menschen in Isolation schicken soll und die Lockerungsmaßnahmen wieder in Frage stellt.

Wer auf Einsicht des Einzelnen baut, ist auch gefordert, nachvollziehbare Erklärungen zu liefern. Es reicht nicht mehr aus, die abstrakte Reproduktionszahl R vorzurechnen und Deutschland gleichsam aus der Drohnenperspektive zu betrachten. Je konkreter Menschen staatliche Strukturen als Gemeinschaft begreifen, um so eher kann die Phase 2 gelingen.