Trainwreck

Endlich ist Amy Schumers Film auch in deutschen Kinos angelaufen – wenn auch unter dem dämlichen Namen „Dating Queen“. Warum rede ich von einer Romantic Comedy? Nun: Trainwreck ist der „Fightclub“ einer neuen Generation – die ultimative Anleitung zur Selbstzerstörung mit Happy End. Es ist als hätten Sex and The City und Kill Bill ein Kind. Ein Kind, das zu viel trinkt und mit zu vielen Männern schläft.

Ja, ich übertreibe. Um ehrlich zu sein: Trainwreck ist zwar ein guter Film, aber eben nur doch nur eine RomCom. Und keine, aus der wir 30 Jahre später noch zitieren können. Es ist aber gutes Popcorn-Kino. Guckt den Film nicht alleine, sondern mit Freunden. Und mit Alkohol. (Idealerweise nicht den teuren Alkohol vom Popcornstand. Amy-Schumer-Fans wissen ihren Buzz zu verwalten.)

Der Film ist eine Comedy mit genialen Ideen und gewaltigen Fehlsprüngen. Und das ist gut so. Der liebenswert-ruppige Obdachlose vor Amys Wohnung ist ein Klischee, das per Zeitmaschine aus den 80er-B-Movies importiert wurde. Was die Dogwalker-Episode sollte — keine Ahnung. Colin Quinns Monologe? Hillarious.

Grade wenn man sich auf eine seicht plätschernde Allerwelts-Story eingerichtet hat, führen Schumer und Apatow uns in das Schwimmerbecken mit emotionalem Tiefgang. Auch wenn Amy Schumer keine Nacktszenen hat, sie hat sich in dem Film entblößt. Sie hat ihre Beziehung zu ihrem kranken Vater plakatiert, der auch im realen Leben ihre Mutter verlassen hat und wegen seiner fortgeschrittenen Multiplen Sklerose in einem Pflegeheim lebt. Auch die Beziehung zur eigenen Schwester, mit der sie seit Jahren zusammenarbeitet, wird hier gnadenlos seziert. In Sketchform. Das hilft den Zuschauer auch über das vorhersehbare und langatmige Finale hinweg.

Interessant ist, wie Schumer und Apatow die Filmstruktur immer wieder aufbrechen. Statt die vierte Wand einzureißen und mit dem Zuschauer zu sprechen, reißen sie die Wand zum Greenroom auf, wo die vielen Gaststars sitzen. Der Basketball-Megastar LeBron James spielt den Basketball-Megastar LeBron James. Amys Lover in Trainwreck wird von einem Wrestling-Star gespielt, weil die echte Amy bekanntermaßen eine Liaison mit einem anderen Wrestling-Star hatte. Und plötzlich sitzt Matthew Broderick als Matthew Broderick auf der Bühne, um an einer Beziehungs-Intervention teilzunehmen.

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Wer eine alberne Komödie mit Twist sehen will, ist bei Trainwreck gut bedient. Wer sich ein bisschen für die Comedy-Szene interessiert, sollte den Film auf keinen Fall verpassen. Aber vergesst den Alkohol nicht.