Ingress: Baut Wagenburgen

Wie viele mitbekommen haben, bin ich ja auch Ingress beigetreten. Ingress ist ein Augmented Reality-Game, oder für die Unkundigen: Schach mit Lasern mit der Welt als Spielfeld.

Seit mittlerweile fünf Monaten bin ich aktiver Spieler und habe mittlerweile Level 7 erreicht. Gestern bekam ich fünf Invites auf mein Konto. Das heißt wohl: Bald geht es los. Google bereitet das Ende der Invite-Only-Politik vor und will Ingress auf die breite Bevölkerung loslassen.

In den letzten Wochen hat sich Ingress sehr gewandelt. Anfangs waren Angreifer mit viel Zeit hoffnungslos im Vorteil und konnten quasi jedes Portal übernehmen. Man konnte es richtig auf der Karte verfolgen, wie ein Level-8-Spieler eine Schneise ins gegnerische Lager ziehen konnte.

Das ist vorbei. Motivierte Verteidiger — und zu die Kategorie zähle ich mich selbst — können die Portale in ihrer Umgebung mit Schilden und Links stark aufrüsten. Wachsame Spieler können portale auch während eines Angriffs aus der Ferne aufladen und so einen Angreifer zum Aufgeben bringen. Wenn der am schwersten zugängliche Resonator plötzlich immer wieder 100 Prozent erreicht, geben auch hartnäckige Level8-Spieler zuweilen auf. Manchmal pausieren sie auch nur ein paar Minuten und geben dem letzten Resonator dann den Rest.

Deshalb stimmt jetzt mehr als zuvor, was Kristian Koehntopp sagte: Ingress ist ein Teamsport. Um Portale aufs Äußerste hochzurüsten, braucht man acht Level-8-Spieler. Aber der Spieler-Mittelstand ist auch wichtig, denn man braucht auch Resonatoren von Level 4 bis Level 6, um ein Portal voll auszustatten.

Gleichzeitig ist das Spiel für Neulinge unattraktiver geworden. Konnte ich im Januar direkt als Frischling mit dem Erobern von Portalen beginnen, müssen sich Neulinge heute auf unattraktive Tätigkeiten wie das Aufladen bestehender oder das Einreichen neuer portale beschränken. Nachwuchsförderung wird damit zu einem wichtigen Thema. Man sucht sich gezielt Mitspieler in Gegenden, wo man Unterstützung gebrauchen kann und lernt die so gut an, wie es geht. Und man nimmt sie mit auf Ingress-Touren, damit sie ihre ersten Levelsprünge bewältigen können. Man baut Wagenbrgen, um den Neulingen eine geschützte Umgebung zu bietren, wo sie erste Erfahrungen sammeln und Links setzen könnnen.

Wer Ingress als Herausforderung spielen will, wer Strategie und Ausdauer belohnt haben will, sollte in Deutschland dem grünen Team, den Enlightened beitreten. Denn die sind in Deutschland in chronischer Unterzahl. Wer möchte hier schon ein „Erleuchteter“ sein, wenn er dem „Widerstand“, der „Resistance“ beitreten kann? Dass sich die Situation genau umgekehrt verhält, wissen neue Spieler ja nicht.