Von der Bahn lernen

Ein klassisches Lehrstück. Die Bahn kündigt eine Fahrpreiserhöhung und eine umstrittene neue Schalter-Gebühr an. Nach viel Aufregung wird die Gebühr zurückgenommen, die Fahrpreiserhöhung bleibt aber. Pure Ablenkung?

Wie wäre es, wenn man das Konzept ins Privatleben überträgt?

Ja, Schatz. Meine Sekretärin war mit mir auf Dienstreise. Im selben Hotelzimmer. Übrigens: Ich hab Dir ins Frühstücksmüsli gespuckt. Und heute abend überfahre ich Deine Katze.

Alt und neu

Online-Archive haben einen Vor/Nachteil: hier sind jederzeit auch alte Artikel und damit auch alte Fehler verfügbar. Selbst wenn nicht etwas völlig schief geht kann man natürlich die Frage stellen: stimmt das noch?

Während die alte Print-Zeitung höchstens in einem Archiv hinmodert, ist die Online-Ausgabe immer frisch wie am ersten Tag. Muss man also ständig 50 Jahre nach Fehlern und Persönlichkeitsrechten durchsuchen, die mit Jahren plötzlich an Relevanz gewinnen?

Spiegel Online hat sich zu einem solchen Schritt entschieden. Nachdem an einem von vielen Medien immer wieder gerne zitierten Institut ernsthafte Zweifel aufkamen hat die Redaktion selbst recherchieren lassen und Artikel aus dem Archiv entfernt.

(via)

Rotten Admins

Am Wochenende war auch von meinem Netcologne-Anschluss die Webseite Rottenenighbor nicht erreichbar. Jetzt läuft sie wieder – und demonstriert mal wieder administratives Versagen. Wer das Weblog der Seite aufruft, bekommt diese schöne Fehlermeldung:

Die Idioten Verantwortlichen haben eine Grafik aus einem internen Verzeichnis eingebunden und offenbar nicht mal einen Test gemacht, wie die Webseite von außen erreichbar ist.

Leerstunde in Krisen-PR

Stefan Niggemeier hat eine PR-Agentur aufs Korn genommen, die damit warb, Beiträge im Auftrag von Subway in diversen „Wissensmagazinen“ platziert zu haben. Natürlich dementiert die Agentur. Nun hat Niggemeier auf der Webseite der Agentur einen Text gefunden, der die Glaubwürdigkeit des Dementis sehr in Zweifel zieht.

Die Antwort der PR-Agentur lässt nicht lange auf sich warten. In den Kommentaren schreibt jemand unter dem Namen des geschäftsführenden Gesellschafters der Agentur dies:

Sehr geehrter Herr Niggemeier,

wir haben den aktuellen Blog von Ihnen gelesen.

Aufgrund dessen, was Sie dort aus unserem internen Content Management System von foleys, welches wohl einen technischen Fehler zu haben scheint, veröffentlicht haben, haben wir die komplette Website vom Netz genommen, um diesen technischen Fehler durch unseren Technikdienstleister beheben zu lassen. Denn es ist weder richtig was dort steht, noch wurde es bewusst veröffentlicht noch hätte es jemals veröffentlicht werden sollen.

Wir möchten es erneut betonen: foleys PR hat keinerlei Schleichwerbung betrieben geschweige denn sonst eine illegale Handlung vollzogen. Auch nicht im Namen seiner Kunden.

Sie selbst kommen mit moralischen Argumenten. Diese verstehen wir und sind auch voll und ganz bei Ihnen. Aber jetzt frage ich Sie:
Ist es moralisch, ohne Beweise (denn es waren – wie bereits erläutert – Missverständnisse und so nicht beabsichtigte Aussagen wie Sie von Ihnen dargestellt werden!) eine kleine PR-Agentur systematisch kaputt zu machen, die nichts Illegales getan hat, sich für evtl. missverstandene Ausdrucksweisen entschuldigt hat, Sie nicht einmal persönlich oder per Email mit dieser Agentur gesprochen haben (obwohl wir Sie angemailt und darum gebeten haben), Zitate/Stellungnahmen nur zum Teil wieder gegeben werden (siehe FAZnet Artikel), Falschaussagen getroffen werden (z.B. hat es nie eine Pressemitteilung von foleys gegeben) etc.? Auf eine Bitte um ein persönliches Gespräch haben Sie bis dato nicht einmal reagiert! Wir haben es gestern telefonisch über FAZnet probiert und heute früh per Email.

Gibt es in Deutschland einen öffentlichen Pranger und Vorverurteilung? Haben wir hierfür nicht Regeln und Mechanismen? Oder dürfen Medienvertreter erst einmal alles schreiben, bis man ihnen das Gegenteil bewiesen hat? Auch Sie haben Verantwortung. Denn wie schon gesagt: Wir haben uns auf unserer Website, die rein zur Eigenwerbung gegenüber Neukunden dient, auf welcher wir auch nie eine Pressemeldung veröffentlich haben, evtl. missverständlich ausgedrückt. Diese Punkte haben wir sofort von uns aus zurückgezogen. Des Weiteren haben wir uns öffentlich dafür entschuldigt. Was wollen Sie noch? Wir bitten Sie daher hiermit auch öffentlich, diese Propaganda einzustellen und stehen Ihnen selbstverständlich weiterhin gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Axel Roggmann

Hey, DHL

Die Sendung wurde in der Zustellbasis bearbeitet.
Status von: 09.09.08 07:47
Vorgang: Die Sendung wird dem Empfänger voraussichtlich heute zugestellt

Das reicht mir nicht mehr. Ich will GPS-Daten. Ich möchte auf einer Google-Maps sehen, wie das Paket langsam auf meine Adresse zukriecht. Nein: Es soll schnell kriechen.

Und ich will das Paket jetzt!

Danke für die Warnung, Google!

Wirklich fürsorglich: Google warnt mich vor schädlichen Webseiten. Selbst wenn es keinen Grund zur Warnung gibt.

Aber der Reihe nach: Es fing mit einer harmlosen Google-Anfrage an:

Ein Treffer wird mit dem Hinweis versehen: „Diese Website kann Ihren Computer beschädigen.“ Wow.

Klickt man trotzdem auf den Link, gelangt man zu einer ausführlicheren Warn-Seite:

„Danke für die Warnung, Google!“ weiterlesen

Es ist so schwer, von Zensur zu lassen

In den letzten Tagen war Rottenneighbor von einigen deutschen Massenprovidern aus nicht erreichbar. Während die Kollegen an eine Sperre im Zusammenhang mit der vorher geäußerten Kritik glaubten, erschien mir ein technischer Fehler viel wahrscheinlicher. Ohne ein Statement der Seitenbetreiber selbst oder belastbare Indizien wollte ich jedenfalls nicht vor mich hinspekulieren.

Gerade bei solch jungen und plötzlich massenhaft genutzten Seiten – man erinnere sich an StudiVZ oder Twitter – sind Ausfälle eher die Regel denn die Ausnahme. Es gibt so viel, was falsch laufen kann: Routingfehler, eine wild gewordene Firewall, ein überlasteter Server, ein Bagger, der die falsche Leitung kappt. Alle Indizien in diesem Fall sprachen in meinen Augen für ein kaputtes Loadbalancing. Addieren wir dazu einen Betreiber, der auf Mailkontakte schlichtweg nicht reagiert, ist eigentlich alles normal. SNAFU.

Nun hat der Westen endlich die klärende Stellungnahme bekommen. Die Autorin griff zum Telefon und ließ sich nicht abwimmeln:

Er bestätigt allerdings einen sprunghaften Anstieg in deutschen Zugriffen „von mehreren tausend auf mehrere hunderttausend am Tag“ innerhalb des vergangenen Monats, die „zu viele unserer Ressourcen beansprucht“ hätten. Es seien daher für einige Tage Konfigurationsarbeiten am Server durchgeführt worden, um des Ansturms aus Übersee besser Herr zu werden.

Nun – das Mysterium wäre denn geklärt. Könnte man meinen. Obwohl – manche können einfach nicht davon lassen, eine finstere Sperrungsverschwörung herbeizufantasieren. Wenn man so viel Zeit und Energie investiert hat, muss doch dahinter etwas stecken. Muss es aber (leider) nicht.

PS: Offenbar wirkt Kritik der Medienwächter zu einer Art DDOS-Angriff der Neugierigen.