Wie derStandard.at recherchiert…

Wenn ich Meldungen auf Heise schreibe, tauchen die Themen selbstverständlich auch in anderen Medien auf. Kein Grund mich zu ärgern, die Fakten gehören mir ja schließlich nicht. Ich greife natürlich auch auf die Arbeit von Kollegen zu.

Wenn dann aber absatzweise ohne Quellennennung kopiert wird, ist das nicht besonders lustig. Man vergleiche.

Ich schrieb auf Heise:

Jede Änderung des Artikels wird permanent zusammen mit der IP-Adresse des Nutzers in der Wikipedia-Datenbank abgespeichert, die jederzeit online eingesehen oder sogar heruntergeladen und ausgewertet werden kann. Genau das hat der kalifornische Student und Sicherheits-Experte Virgil Griffith gemacht: Er kombinierte einen Dump der englischen Wikipedia mit einer Datenbank der registrierten IP-Adressen von Firmen und Institutionen.

Ein ungenannter Redakteur schrieb auf derstandard.at

Bei Wikipedia wird permanent jede Änderung in einem Artikel mit der IP-Adresse der NutzerInnen in der Wikipedia-Datenbank abgespeichert. Diese kann jederzeit online eingesehen oder sogar heruntergeladen und ausgewertet werden. Der US-Student und Sicherheits-Experte Virgil Griffith tat dies nun und kombinierte die gewonnenen Daten der englischsprachigen Wikipedia-Ausgabe mit einer Datenbank der registrierten IP-Adressen von Firmen und Institutionen.

Ich schrieb auf Heise:

Die Möglichkeiten des Wikiscanners sind vielfältig: So kann man gezielt nach IP-Adressbereichen von bestimmten Organisationen suchen und bekommt direkt angezeigt, wie viele Edits aus diesem Adressbereich in der Datenbank enthalten sind. Alternativ kann man auch direkt nach bestimmten Wikipedia-Artikeln suchen und bekommt eine Liste der IP-Adressbereiche, die an der Entstehung des Artikels beteiligt waren. Nutzer haben ebenfalls die Möglichkeit, freie IP-Bereiche zu definieren und so der Datenbank hinzuzufügen.

Ein ungenannter Redakteur schrieb auf derstandard.at

Man kann gezielt nach IP-Adressbereichen von bestimmten Organisationen suchen und erhält dann direkt angezeigt, wie viele Edits aus diesem Adressbereich in der Datenbank enthalten sind. Zudem kann man auch direkt nach bestimmten Wikipedia-Artikeln suchen und bekommt eine Liste der IP-Adressbereiche, die an der Entstehung des Artikels beteiligt waren, geliefert. NutzerInnen können auch freie IP-Bereiche definieren und so der Datenbank hinzuzufügen.

Ich schrieb auf Heise:

Die meisten Änderungen sind freilich harmlos. So hat offenbar ein Mitarbeiter des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA) tatsächlich den Artikel über die Abkürzung NSA geändert – allerdings nur, um die National Softball Association zu ergänzen. Kritischer schon der Edit eines Kollegen, der einen Verweis auf das Abhörprogramm Echelon aus einem anderen Artikel entfernte.

Ein ungenannter Redakteur schrieb auf derstandard.at

Laut Griffith sind zahlreiche Änderungen in der Online-Enzyklopädie durch Institutionen und Firmen aber harmlos. So hat etwa auch ein/e MitarbeiterIn des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency) den Artikel über die Abkürzung NSA geändert. Bei der Änderung handelte es sich allerdings nur darum den Artikel um die National Softball Association zu ergänzen. Dafür hat ein/e NSA-KollegIn einen Verweis auf das Abhörprogramm Echelon aus einem anderen Artikel entfernt – was wiederum weniger harmlos ist.

Hmm – hat Griffith das gesagt? Meines Wissens nicht, die Bewertung stammt von mir.

Wenn Konsumentenschutz Geld bringt

Der Ripoff Report klingt nach einer tollen Idee. Wenn ein Konsument von skrupellosen Kredithaien, unzuverlässigen Online-Händlern und schmierigen Spammern aufs Kreuz gelegt wird und bei Polizei und Staatsanwaltschaft keine Hilfe bekommt – dann legt er einfach selbst eine Akte an. Im Internet. Im Ripoff Report. Und jeder kann es lesen und wird davor gewarnt, den gleichen Fehler zu wiederholen. Ripoff Report ist kompromissloser Konsumentenschutz – oberstes Prinzip: der Ripoff Report löscht keine Verbraucherbeschwerden! In deutschsprachigen Landen sind solche Foren auch bekannt – und haben auch schon diverse negative Erfahrungen gemacht.

Nicht so beim Ripoff Report. Denn dort müssen Unternehmen nicht klagen – hier gibt es das Programm Corporate Advocacy:

If youve had a negative complaint filed about your company on the Internet, help is just a click away. Ripoff Reports Corporate Advocacy Program is a Web-based program that helps you put a restitution plan in place to right customer wrongs, turn bad buyer experiences into good customer service, and prove to your customers that your business is committed to their satisfaction.

Hmm – wozu braucht man da ein besonderes Programm? Die Firma kann sich doch mit dem Kunden direkt auseinandersetzen?

Businesses of all sizes have customer complaints and can benefit from Ripoff Reports Corporate Advocacy Program, from sole proprietorships to large multinational corporations.
Ripoff Reports Corporate Advocacy Program…

1. Verifies all reports and rebuttals, determines the truthfulness of the complaints and exposes those posted erroneously or maliciously.
2. Sends a positive email that we draft together to each person who posted a report about your company, notifying them your firm has offered to negotiate in good faith to resolve their complaint.
3. Updates all reports with your commitment to right customer wrongs.
4. Gives you, our member business, the opportunity to provide your side of the story and link to your own website, where you may post your commitment.

Sprich: An sich kann jeder anonym über Firmen herziehen. Wenn das betreffende Unternehmen jedoch Ripoff bezahlt, recherchieren die Verbraucherschützer den Verbrauchern hinterher. Also Verbraucher- UND Unternehmens-Schutz. Toll. Alle haben etwas davon.

When you demonstrate your commitment to improving the relationships you have with your customers, you build goodwill inside and outside the company. If you heard a company say, „We are glad this came to our attention, and we want unhappy customers to contact us because were committed to 100% customer satisfaction, and were taking actions that will ensure this never happens again,“ youd think well of the company, and so would its prospective customers.

Ihr habt mich überzeugt! Kann meine Firma da mitmachen?

Note on Qualification:

Fees for enrolling in the program are based upon the number of Reports filed, the number of offices you have, and/or the size of an average sale. Additionally, there is a flat set-up fee to offset the costs associated with programming and contract legalities. Rate sheets will be sent upon completion and verification of the intake questionnaire.
If participation in this program would honestly create a financial hardship, but you desire to participate, we will work with you to find a way to make it work. This may require providing financial documents proving hardship.

Hui. Das klingt teuer…

Unternehmenskunden sind übrigens nicht die einzigen, die zur Finanzierung des Verbraucherschutzes beitragen. Neben dem obligatorischen Spendenlink gibt es auch eine weitere Gruppe, die besonderen Zugang und Interese an den Konsumentenreporten hat: Anwälte. Aber keine Sorge: wenn man bei der Anmeldung das richtige Häkchen abgewählt wird, bleiben Sie von Rechtsverdrehern verschont.

Ripoff

Spontan stelle ich mir da zwei Fragen: Wie hoch sind wohl die Provisionen zur Vermittlung eines lukrativen Verbraucherrechtsfalls? Und: Verklagen die Ripoff-akkreditieren Anwälte auch Ripoff-Advocacy-Klienten?