Online-Durchsuchungen erfolglos?

Ich halte Online-Durchsuchungen durch die Polizei in dem jetzigen rechtlichen Rahmen für nicht erfolgversprechend – Ziel der Ermittlungen sollen nämlich Personen sein, die ihre Daten vor normalen Durchsuchungen effektiv schützen können, aber blöd genug sind, einen Bundestrojaner gewähren zu lassen.

Um so jemandem einigermaßen aussichtsreich ein Programm unterzujubeln braucht man mehr als die Genehmigung zum Ausschnüffeln. Zum Beispiel einen jemanden, der auf den Computer direkt Zugriff hat oder jemand der den Datenfluss von Providerseite aus manipuliert. Beides ist sehr aufwändig und rechtsstaatlich höchst bedenklich.

Für die Geheimdienste sieht die Lage schon etwas besser aus – schließlich sind Viren und Trojaner schon lange bei Wirtschaftsspionen im Einsatz. Doch nicht mal bei ihnen scheint der Trojaner-Einsatz geklappt zu haben, wenn man dem Innenpolitik-Experten der Grünen Wolfgang Wieland glaubt. Den hat die Tagesschau interviewt:

tagesschau.de: Können Sie sich eine Regelung vorstellen, bei der die Grünen Online-Durchsuchungen zustimmen?

Wieland: Nein. Man braucht das nicht. Wir sehen auch keine Sicherheitslücke. Wir gehen auch davon aus, dass das noch nie richtig geklappt hat. Es gab technische Schwierigkeiten. Das Einschleusen hat nicht geklappt und gerade die gefährliche Szene wird Wege finden, sich vor Bundestrojanern zu schützen.

Der mächtige Blogger

Da hat sich mal wieder ein Web 2.0-Startup großartig blamiert. In einem Wiki stellten sie ihre Viral-Marketing-Pläne öffentlich und ungeschützt ins Internet – was natürlich von der gesammelten Blogosphäre ausführlich goutiert wird. Chris von F!XMBR ist mitten im Geschehen und zieht daraus weitgehende Schlüsse über die Macht des Bloggers:

Ihr habt noch Glück gehabt, mit diesen teils gemäßigten Reaktionen. Teilweise dadurch geschuldet, dass ich die Screenshots gelöscht habe – doch dazu später mehr. Die ganze Story, mit all ihren Feinheiten, hätte durchaus das Potential gehabt, Yumondo noch vor Start zu begraben – wenn überhaupt, dann wäre nur noch ein Start unter neuem Namen möglich gewesen.

Ich finde das übertrieben. Sicher ist diese Nummer extrem peinlich für die Firma – aber bedeutet so etwas automatisch das Todesurteil, wenn denn ein Blogger seine Screenshots nicht löscht? Naiv wie ich bin, schrieb ich das in die Kommentare und erhielt bald merkwürdiges Feedback.

Besonders irritiert bin ich wegen der Antwort von Chris:

Herr wirf Hirn vom Himmel, am besten auf die Luftnummer Torsten hier. Wird zwar nicht viel nützen, aber man soll die Hoffnung nie aufgeben.
Was für eine Pfeife…

Für jemand, der oben lang und breit einen offenen Diskurs empfiehlt, ist das IMHO eine merkwürdige Reaktion.

Hier! Gesundheits Check!

Liebe Management- und Personalberatung Vissers,

ich kann mich nicht erinnern, dass ich in Ihren Mailverteiler aufgenommen werden wollte, noch habe ich Ihnen die Mailadresse mitgeteilt, an die Sie beziehungsweise ihr PR-Berater heute eine Pressemitteilung geschickt hat. Von daher schon mal ein ganz schlechter Einstieg.

Angesichts des Inhalts ist das aber zu vernachlässigen. Denn hier wird nicht mit einer interessanten Story gelockt, sondern mit einem Gratis-Angebot für Jounalisten. Die Überschrift ist schon die Nachbildung eines schmierigen Marktschreiers.

TAG der Wirtschaft in Düsseldorf
Journalisten – Einladung! Kostenfreier Gesundheitscheck

TAG? Warum kein normaler Tag? Aber auch der erste Satz offenbart ein ernsthaftes Problem mit der deutschen Sprache:

Hier möchte die Firma Vissers Management und Personalberatung Düsseldorf, alle Journalisten die auf dem Tag der Wirtschaft in Düsseldorf sind, einladen, einen kostenfreien Gesundheitscheck durch führen zu lassen.

Danke, aber auf so eine plumpe Anmache kann ein einigermaßen seriöser Journalist nicht ernsthaft eingehen. Wenn Ihr schon keine Story zu bieten habt, dann ködert wenigstens zielgruppenspezifisch: Die Überschrift „Freibier für Journalisten“ wäre wesentlich erfolgversprechender. Aber da das Ganze in Düsseldorf stattfindet, wäre das wahrscheinlich eh Alt.

P.S: Ich sollte Ralf List vielleicht meine Blogstatistiken schicken, da er seine oben vorgestellte Qualitätsarbeit nach Tausenderkontaktpreisen abrechnet.