He, BILDblog

Am Montag scheint die BILD mal ausnahmsweise einen echten Skandal aufgedeckt zu haben: Soldatenfotos mit Leichenschändungen kursierten jahrelang bei der Bundeswehr in Afghanistan, weder Verteidigungsministerium noch deutsche Medien bekamen davon etwas mit.

Seitdem ist die BILD in allen Medien eine der Haupt-Quellen. Der DJV bezeichnet die Veröffentlichung als journalistisch einwandfrei. Auch das Interview mit einem der Soldaten hatte sich die Boulevardzeitung als erste gesichert und dabei neue sachliche Informationen in die öffentliche Diskussion eingebracht.

BILD als Informationsquelle

Lange Rede, kurzer Sinn: Die ganze Woche lang macht die BILD in allen Medien Schlagzeilen. Und im BILDblog finde ich dazu kein einziges Wort – nicht mal in der Spalte „Aktuelle Links“. Ist die BILD nun Thema des Blogs oder eben nur das, was in den Kram passt?

PS: Mittlerweile hat Bildblog das Thema doch mal aufgegriffen – als Beitrag in der Rubrik „Kurz korrigiert“ – die Zeitung hat sich im Waffentyp vertan. Dass die Boulevard-Zeitung die Bilder aus Afghanistan als Fortsetzungs-Fotoroman auf der Titelseite inszeniert und scheinheilig fragt was wohl als nächstes herauskommt, bedarf wohl keiner vertieften Analyse.

PPS: Bildblogger Stefan Niggemeier äußert sich im Telepolis-Interview:

Ich weiß nicht, ob man in so einem Fall mit klaren Kategorien wie „richtig“/“falsch“ arbeiten kann. Die genauen Hintergründe, die zur Veröffentlichung in „Bild“ geführt haben, kenne ich nicht, wie sorgfältig und verantwortungsvoll „Bild“ bei der Beschaffung der Fotos gearbeitet hat, kann ich nicht beurteilen. Die Darstellung des Falls durch „Bild“ scheint mir für eine Boulevardzeitung angemessen. Natürlich ergeben sich die üblichen Verzerrungseffekte: Egal wie oft die Medien betonen, dass es sich vermutlich um Einzelfälle handelt, werden sie doch nicht als solche wahrgenommen, sondern führen zu Pauschalurteilen. Dieser Effekt ist bei einer Boulevardzeitung noch stärker. Ich habe aber das Gefühl, dass „Bild“ in diesem Fall durchaus differenziert und alles andere als verallgemeinernd berichtet.

(Danke für den Hinweis an Marco.)

Schnappsidee des Monats: Studiengebührenboykott

Ein lustiger Link im Kampf gegen Studiengebühren: der Studiengebührenboykott

Das Prinzip ist simpel. Statt die 500 Euro an die Uni zu überweisen, überweist ihr sie auf ein Treuhandkonto, das für eure Uni eingerichtet wird. Wenn zu wenig Leute darauf einzahlen, wird das Geld weiter an die Uni überwiesen. Beteiligen sich genug Studierenden am Boykott (ein viertel oder ein drittel der Studis einer Uni) bleibt das Geld auf dem Treuhandkonto und wird nicht weiter überwiesen. Mit anderen Worten: Alle können sich am Boykott beteiligen, ohne dass sie dabei ein Risiko eingehen. Denn der Boykott findet nur statt, wenn sich wirklich viele Studierende daran beteiligen. Keine Universität kann es sich erlauben, ein Viertel oder ein Drittel ihrer Studierenden zu exmatrikulieren.

Also muss nur ein hinreichend großer Anteil der Studierenden einer Uni die Studiengebühren auf ein Sperrkonto überweisen – am Besten Monate im Voraus. Und der Inhaber des Kontos leitet das Geld unbestechlich weiter.

Nächste Idee, danke.